In diesem Artikel stelle ich Euch das Projekt Stella Verde vor und teile mit Euch meine Eindrücke von dort.
Schon vor unserer Abreise nach Italien wussten wir, dass sich am Lago Maggiore eine Art gemeinschaftliches Dorf zusammenfindet, das Familien mit ähnlichen Vorstellungen und Ideen sucht und einlädt. Auch während unserer Reise trafen wir viele Familien, die schon einmal vor Ort waren. Auf der Rückreise Richtung Deutschland entschlossen wir uns, an einem der Treffen, dem 11. Stella-Verde-Treffen, teilzunehmen, völlig ohne Erwartungen, offen für das, was uns erwartet. Im Vorfeld gab es bereits (wie anscheinend für jedes Treffen) eine eigene Telegram-Gruppe, in der Raffaela, die Organisatorin, Infos zu Unterkünften, Programm u.ä. veröffentlichte und sich die Familien bereits vorstellen und untereinander bekannt machen konnten. So erfuhr ich, dass auch eine Familie, die wir bereits in Sardinien auf dem Coccorocci getroffen hatten, ebenfalls dabei war. Insgesamt waren wir sieben Familien, drei auf dem selben Campingplatz, eine im anderen Dorf in einer Ferienwohnung und eine mehrfach teilnehmende Familie, die hier eine Wohnung angemietet hat und die zwei momentan vor Ort lebenden Familien.
Das Projekt Stella Verde
Idyllisch mit Blick auf den Lago Maggiore in Norditalien gelegen, gut erreichbar für Süddeutsche und Schweizer, befindet sich in der Nähe von Verbania ein kleines Dorf, in welchem Raffaela, die Gründerin des Projekts Stella Verde, ihre familiären Wurzeln hat, zu denen sie mit ihrer Familie im Wechselmodell mit der Schweiz zurückgekehrt ist. Raffaela ist in Facebook und Telegram präsent und lädt Familien dazu ein, an den recht regelmäßigen Treffen teilzunehmen, um einen Eindruck von den Örtlichkeiten und den gerade dort lebenden Familien zu bekommen, um entscheiden zu können, ob man dort eine Weile oder dauerhaft leben möchte. Zur Zeit richten sich ihre Vorort-Angebote speziell an Familien, die mindestens auch ein älteres Kinder (bis Jahrgang 2010) haben, da dies der aktuellen Altersstruktur gerecht wird. Zwischenzeitlich lebten bis zu sieben Familien im Stella Verde, momentan sind es zwei feste Familien, die auch beide während Treffens mit ihren Kindern dabei waren. Einige Familien sind im Ausprobieren und auf der Suche nach einem Haus vor Ort, um regelmäßig hierher zu pendeln. Die Familien leben für sich und treffen sich, insbesondere die Kinder. Im Dorf selbst gibt es einen gemeinschaftlichen Raum, den FreiRaum, in dem sich die Kinder treffen können. Über das Vorort-Angebot hinaus ist bei Raffaela aufgrund des Bedarfs und der Nachfrage ein kleines Freilerner-Bildungsangebot gewachsen, das über die Internetseite https://www.frei-denken-lernen-leben.com zu erreichen ist, das nicht nur die Kinder vor Ort gerne nutzen.
Gemeinsame Treffen und Ausflüge
In den vier Tagen trafen wir uns jeden Nachmittag und hatten Zeit für gemeinsame Aktivitäten. Die Vormittage waren dem individuellen Lernen, Online-Lernen und der Familie vorbehalten, wobei es an einigen Vormittagen auch möglich war, dass die Kinder mit ins Dorf in den Freiraum kamen und die Zeit mit den im Dorf lebenden Kindern verbrachten.
Montag – Erstes Beschnuppern
So trafen wir uns am Montag Nachmittag im Park an der Villa Bernocchi in Premeno. Nach einer sehr kurzen Kennenlernrunde konnten die Kinder Basketball spielen, Rollschuhe fahren, … und Eltern und Kinder, die sich noch nicht kannten, zum ersten Mal beschnuppern. Danach kam das Schweizerische von Raffaela durch; es gab ein „Zvieri Essen“ (=Zwischenmahlzeit um 4). Zusammen machten wir einen kleinen Spaziergang zu einer Aussichtsplattform, jede Familie brachte eine Kleinigkeit zum Essen mit. Für die, die Lust hatten, gab es noch einen gemeinsamen Grillabend an einer Quelle.
Dienstag – Gemeinsames Spielen mit Alp-Besuch
Wir trafen wir uns (nach abenteuerlichem Anfahrtsweg) auf der Alpe Ompio: eine kleine, einfache Wanderung, ca. 30 min. zu einer kleinen Alp mit vielen kleinen Steinhäusern. Bei etwas diesiger, aber traumhafter Aussicht wurde dort gemeinsam gespielt, sich unterhalten, Kräuter und Blumen gesammelt und auf dem Rückweg fanden wir noch Kaulquappen in einem Becken. Auf dem Rückweg verweilten wir Familien vom Campingplatz noch in einem Eiscafé.
Mittwoch – Elfen und Zwergenhäuser am See
Am Mittwoch brauchten wir vom Campingplatz aus gar nicht zu fahren, sondern konnten direkt ins Naturschutzgebiet bei Feriolo laufen. Leider spielte das Wetter nicht ganz mit. Baden fiel aus und wir hatten Wasser von oben und stellten uns nunmehr vollzählig mit allen angereisten Familien erzählend unter Bäume und Picknickdecken. Währenddessen bauten die Kinder wieder in Altersgruppen eingeteilt Behausungen für Elfen, Feen und Zwerge, wobei selbst die Kleinsten und die Teenager unglaublich kreativ und ausdauernd kleine Kunstwerke kreierten.
Donnerstag – Leider schon der letzte offizielle Tag
Nach einigem Überlegen sind wir am Donnerstag Nachmittag zusammen in den Botanischen Garten von Verbania gegangen. Die Kinder wurden immer vertrauter miteinander. Im Botanischen Garten saßen wir zusammen und wer wollte, konnte malen, zum Beispiel mit Aquarellfarben bis wir dann weiterzogen und uns danach noch in der Altstadt zum Eisessen getroffen haben.
Zum Ausklang des Abends trafen wir uns im Buddhistischen Zentrum zum gemeinsamen Abendessen. Wer wollte, konnte noch eine kleine Wanderung dorthin machen. Wir fuhren direkt mit dem Auto dorthin bzw. dorthin, wo unser Opi mit seinen 68 kw beladen mit Gepäck, Fahrrädern und Dachzelt bei dem von Google vorgeschlagenem kürzesten Weg mit über 20% Steigung aufgab und wir dann doch gelaufen sind. Im Zentrum konnte man – vor dem Essen oder danach den imposanten tibetisch-buddhistischen Tempel besuchen. Essen gab es gemeinsam an einem Tisch für die Kinder und einen für die Eltern und das Essen war sehr lecker und einfach. Dies war wohl der ruhigste Ort, an dem ich hier in Italien gegessen habe und man konnte sich wunderbar noch einmal unterhalten und austauschen.
Fazit zum Treffen
Nicht nur die Kinder waren begeistert
Die Kinder haben es sehr bedauert, dass das offizielle Treffen nach vier Tagen schon zu Ende war und meinten, dass es noch schöner gewesen wäre, wenn man sieben Tage zusammen gehabt hätte. Wir haben uns gleich am nächsten Tag noch einmal mit einer Familie vor deren Abreise getroffen (was den Abschied der Kinder voneinander nicht einfacher machte). Außerdem bleiben wir noch ein paar Tage länger vor Ort und werden direkt im Dorf wohnen, damit sich die Kinder gemeinsam mit den Kindern von Raffaela und den noch nicht abgereisten Kindern im FreiRaum treffen können. Wahrscheinlich werden wir uns auch als Familien noch zu weiteren Aktivitäten und Austausch treffen.
Herzlich, achtsam und intensiv
Ohne jegliche Erwartungen hierhergekommen, sind wir fasziniert von der Offenheit und vor allem dem natürlichen Umgang der Kinder und Jugendlichen. Am Ende des Treffens war es ein sehr schönes Miteinander, mit Zusammensein und Freiräumen, bei denen niemand ausgeschlossen wurde. Wir durften wieder einmal erfahren, wie organisch freie Kinder achtsam miteinander umgehen, altersübergreifend, gegenseitig unterstützend und aufeinander eingehen. Ich bin sehr dankbar dafür, dass für uns nach fast acht Monaten auch einmal explizit Teenager zusammengefunden haben. Mal sehen, wann es uns wieder hierher führt…. zwei Familien werden wir mit großer Wahrscheinlichkeit an anderen Orten bald wiedersehen.
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