Was hat mich beeinflusst, wieso sind wir reisend, wieso leben wir schulfrei als Freilerner?
Im Zuge eines kostenfreien Workshops habe ich mich im Januar 2023 zum ersten Mal in meinem Leben mit dem Schreiben eines Blogartikels beschäftigt, damals mit der allgemeinen Fragestellung:
„Welche (mindestens) fünf Ereignisse in meinem Leben haben mich zu der gemacht, die ich heute bin?“
Außerdem bin ich zum ersten Mal mit dem Thema Website selbst erstellen in Kontakt bekommen. Das Ergebnis davon ist diese Website – nach einem weiteren Kurs und unzähligen Versuchen und teileweise sehr guten YouTube-Videos.
Wichtiger und konkreter finde ich die Frage, welche Ereignisse in meinem Leben mich und uns als Familie dazu gebracht haben, aus dem „normalen“ gewohnten Leben in Deutschland auszusteigen und auf Reisen zu gehen.
Ich beginne mitten im Leben.
Aufwachen
Nach dem abgeschlossenen Jurastudium lebte ich in einem normalen Familienalltag mit Ehemann, zwei Kindern, Festanstellung und stellte nicht viel in Frage.
Silvester 2014/15 habe ich den Entschluss gefasst, meinen weiteren Weg ohne meinen (heutigen) Ex-Mann weiterzugehen. Dazu hatte ich mir das Ziel gesetzt, bis zum Jahresende 2015 eine eigene Wohnung gefunden zu haben und auszuziehen.
Mit dieser Einstellung erweiterte sich mein Blick für die Dinge. „Zufällig“ traf ich gleich nach ein paar Wochen einen Menschen, der mir vermittelte, was Spiritualität ist und durch den ich langsam erahnen lernte, dass ich mehr bin, als ein „Arbeitstier“, das morgens aufsteht, die Kinder für Kita und Schule vorbereitet, ins Büro eilt, schafft und nachmittags in Stress und Eile zurück zur Kita rennt, Kind abholt, lustlos und geschafft die Zeit zum Abendessen mit Spielen überbrückt und abends erschöpft ins Bett fällt, damit sich am nächsten Tag das ganze wiederholen kann.
Ja, dieser Mensch wurde für eine Zeit lang mein Mentor und Freund und zeigte mir, dass man LEBEN kann, und zwar neben dem normalen Berufsleben. Dass es Spaß und Leidenschaft gibt, Musik, Tanz, Theater, …. Dass es Menschen gibt, die andere Menschen coachen. Dabei lag der Schwerpunkt zunächst noch auf dem finanziellen und ich hörte und lebte plötzlich (Hör)Bücher wie:
- Bodo Schäfer: „Der Weg zur finanziellen Freiheit“ und „Ein Hund namens Money“
und
- Stephen R. Conley „Die 7 Wege zur Effektivität“
Ich begann Tango Argentino zu lernen und ging tanzen. Besonders beeindruckt aber auch erschüttert hatte mich damals auch, wie stark man mit ganz einfachen Methoden andere Menschen „einwickeln“ und beeinflussen kann, wenn man z.B. die Basics des NLP beherrscht. Auch hatte ich meine erste Berührung mit der Energiearbeit in Gestalt von Reiki, die mir dann später weiter begegnen sollte.
So öffneten sich mein Herz und meine Augen und ich kam aus meiner Lethargie und vor allem aus meiner Angst, dass ich es alleine mit zwei Kindern – insbesondere finanziell bei den mittlerweile horrenden Mieten in der Großstadt – nicht schaffen könne. Im Herbst 2015 habe ich dann intensiv nach einer eigenen Wohnung gesucht, dicht genug am In-Viertel, so dass sich schulisch nichts für meine Kinder ändert und diese schnell auch zum Vater können und weit genug weg, um die Miete mir leisten zu können.
Rechtzeitig – in time – Mitte Dezember 2015 zog ich dann in meine neue Wohnung ein, zusammen mit meiner großen Tochter und meiner jüngeren Tochter (zu fünfzig Prozent). Hinzu kamen dann Bücher wie von
- Eva-Maria und Wolfram Zurhorst „Liebe Dich selbst“ und von
- Veit Lindau wie „Seelengevögelt“ und „Heirate Dich selbst“.
Den Grundsatz von Eva-Maria Zurhorst, „man solle doch erst einmal nach einer Trennung zu sich selbst finden und mindestens ein Jahr lang alleine bleiben „und nein, das im getrennten Zimmern wohnen und getrennten Betten schlafen in der alten Beziehung zählt zu dieser Zeit nicht dazu!“ bin ich nicht gefolgt. So traf ich zum ersten Mal in meinem Leben auf einen Narzissten, was ich allerdings erst hinterher so richtig realisierte. Meine älteste Tochter nahm mir diese übereilte Beziehung sehr übel und es beeinflusste ihr weiteres Leben auch nachhaltig. Aber dies ist eine andere Geschichte, die hier nicht erzählt werden soll.
In den nur ca. 6 Monaten Beziehung machte ich gefühlt mehr Erfahrungen und lernte mehr als in vielen Jahren davor zusammen.
Plötzlich war ich sensibilisiert für Themen wie
- wie trinkbar und gesund ist unser Leitungswasser und brauche ich einen Wasserfilter? und
- wie sinnvoll ist das, was die überwiegende Mehrheit tut und ist es deshalb gut, weil es eben alle tun?
- wie grenze ich mich ab und wer hat das Recht mich und meine Freunde zu bewerten?
So vorbereitet war es an der Zeit, Mitte 2016 meinem jetzigen Mann zu begegnen und mit ihm Ende 2017 meine dritte wunderbare Tochter zu bekommen.
Das Jahr 2020 – Die Entdeckung der Freiheit und Eigenverantwortung
Corona als Augenöffner in ein selbstbestimmtes, kitafreies und schulfreies Leben
Ja, wen hat die „Corona-Zeit“ nicht beeinflusst?
Am Anfang war die Angst.
Wir saßen Ende März vor dem Beamer (einen Fernseher hatten weder mein Mann noch ich seit Jahren nicht mehr) und streamten Die Tagesschau und die ZDF-Nachrichten. Inklusive nachfolgender Sondersendung. Auf der Wohnzimmerwand ein riesiger Corona-Virus. Blau. Detailliert. Realistisch. Angsteinflößend. Und wir fragten uns hinterher, warum es uns so schlecht ging.
Ein paar Monate lang habe ich das Spiel mitgespielt. Lockdown, Schule und Kita zu. Arbeiten im Homeoffice im kleinen Arbeitszimmer. Ich von 6 – 12 , mein Mann dann von 12.30 – 19.30 Uhr. Und der jeweils nicht arbeitende Elternteil betreute die Kinder.
Viel passierte damals. Wir gewöhnten uns trotz allen Erschwernissen daran, zuhause zu sein, die Kinder mehr zu sehen und vor allem, sie begleiten zu durfen. Viel passierte auch im außen. Wir lernten neue Menschen kennen. Stießen auf Widersprüche und Grenzen.
Die Entdeckung der Freiheit
Eines Morgens im August wachte ich auf. Brauchte eigentlich nur ins Nebenzimmer an meinen Schreibtisch gehen, um zu arbeiten. Doch meine Beine wollten mich nicht aufstehen lassen und dorthin tragen. Also hatte ich schnell den Entschluss gefasst, am nächsten Tag zu meiner Hausärztin in die Sprechstunde zu gehen und mich ein paar Tage krank schreiben zu lassen.
Und was passierte dann? Plötzlich in der Arztpraxis hörte ich mich sagen „Ich gehe dort nicht mehr hin“. War selbst erschrocken, konnte es nicht fassen. So schlimm war es doch gar nicht. Klar, die Arbeit war dröger, zäher, formalistischer und anstrengender als gedacht und für Homeoffice gerade in der Einarbeitung, in der der seit meinem Wechsel im Herbst 2019 noch war, nicht wirklich geeignet. Aber gleich alles aufgeben? Nach 13 Jahren in einem Unternehmen und einer Festanstellung? Das war doch gar nicht für mich angedacht, sondern eher für meinen Mann.
Ich nutzte die Monate von September bis November 2020, um mich mit einer freien Therapeutin herauszuarbeiten wie es für mich weitergehen kann. Im November war ich dann so weit, dass ich meinen Arbeitgeber um die Aufhebung meines Arbeitsvertrages bitten konnte. Und im Januar 2021 war ich dann plötzlich frei. Zum ersten Mal in meinem Leben „arbeitslos“. Zeit für Kinder, Familie, mich. Zeit dafür darüber nachzudenken, was ich im Leben möchte, was wir im Leben und als Eltern möchten, wie wir leben wollen, wo wir leben wollen. Wobei wir uns mit dem Thema Gemeinschaft schon seit 2018 gemeinsam beschäftigt hatten und wir beide den Wunsch verspürten in einer Gemeinschaft zu leben.
Schluss mit der 7-9-Stunden-Fremdbetreuung unserer damals gerade 3-Jährigen
Auch kamen uns mittlerweile Zweifel an dem Model der Fremdbetreuung und die Frage auf, wie lange können wir aus formalen Gründen unsere Jüngste überhaupt noch in die Kita geben. Diese Frage beantwortet unsere Jüngste sehr schnell selbst, als sie bei dem (sehr ungeschicktem Versuch) sie wieder in die Kita zu geben, mit einer körperlichen und emotionalen Totalverweigerung reagierte und fortan „Nein“ schrie, als wir mit ihr auch nur in die Nähe des Gebäudes kamen.
Ich suchte und fand schnell einen wachsenden Kreis gleichgesinnter Eltern mit Kindern, mit denen wir viele schönen Stunden und Tage in Berlin verbrachten und die wir weiterhin in unsere Herzen geschossen haben.
Vom Sudbury-Schul-Model bis hin zum institutionellem Freilernen
Meine mittlere Tochter (die zweite Tochter aus erster Ehe) war von Anfang an ein süßer feen-gleicher Freigeist. Unangepasst, ehrlich, wissbegierig und eigen. So überraschte es nicht, dass sie im Regelschulsystem sehr schnell an ihre Grenzen kam und wir dann „durch einen Zufall“ 😉 haha – während der Suche nach einer geeigneten Schule 2019 eine Sudbury-Schule fußläufig zu unserer Wohnung gefunden haben. Zu der Zeit las ich bereits die Zeitung „unerzogen“, die damals zum Glück noch in Papierform erschien und einige Bücher zum Thema Freilernen. Allerdings war ich (nicht meine Tochter) damals noch meilenweit davon entfernt, wirklich selbst Freilerner-Mama zu sein. Viel zu viele Ängste wie „Wie soll ich das machen, wenn ich so viel arbeiten gehe“, „Wie können wir das rechtlich hinbekommen, es gibt doch in Deutschland die Schulpflicht“, „Wie reagieren die lieben Verwandten, insbesondere ihr ebenfalls sorgenberechtigter Vater?“……
Daher kam die Sudbury-Schule genau zum richtigen Zeitpunkt. Eine anerkannte Institution, Schulpflicht erfüllt, trotzdem endlich rein intrinsisches Lernen. Auch im Nachhinein war dies der wirklich perfekte Ort für den Prozess des Deschooling und wir sind sehr dankbar für die Zeit dort. Dankbar auch, wenn meine Tochter nun im Vergleich mit der Regelschule und der anderen sehr freien Schule, auf der sie im letzten Jahr war sagt, dass das Sudbury-Konzept ein wirklich geeignetes Regelwerk aufweist um Mobbing zu vermeiden. Denn egal ob man selbst gemobbt wird oder „nur“ mit ansehen muss, dass es andere trifft und nichts dagegen unternommen wird, ist dies leider ein omnipräsentes Thema an Schulen. Daher war die Erfahrung, dass es möglich ist, etwas systematisch gegen dieses Phänomen zu tun, eine sehr wichtige und großartige Erfahrung für meine Tochter.
Nachdem wir uns dafür entschieden haben, als Familie auf Gemeinschaftssuche zu gehen und eher im ländlichen Raum leben zu wollen, konnten wir noch ein Jahr lang den Aufbau und die Entfaltung einer neuen Stufe in einer sehr kleinen Gemeinschaftsschule miterleben. Trotzdem (oder gerade mit diesen Erfahrungen) wurde bei unserer Tochter und auch bei uns der Drang nach einem Leben ohne Schule als Institution immer größer.
Die Entdeckung der Langsamkeit – Vom Traum von der Osteopathie zur BowenTherapie
Seit 2017 spiele ich mit dem Gedanken (während meiner damaligen juristischen Festanstellung bzw. in der Elternzeit) eine Ausbildung zur Osteopathin und Heilpraktikerin zu machen. Aber irgendwie fehlte der Drive. Zwar war der HP-Kurs bezahlt und ich hatte sogar begonnen, die Schule für die Osteopathie – Ausbildung theoretisch ausgesucht, jedoch kam dann bei Beginn ein „schwerer familiärer Schlag“ dazwischen, so dass für mich zunächst andere Aufgaben und auch die Aufarbeitung eigener Themen Vorrang hatte. 2021 war dann trotz vermeintlicher Freiheit, da keine Festanstellung mehr, trotzdem keine Zeit, da ich ja rundum die Uhr mit der Kinderbetreuung beschäftigt war. Nachdem wir dann auch Berlin verlassen hatten und nicht feststand wie (und auch wo) es örtlich bei uns und gesellschaftlich mit dem ganzen C-Thema weitergeht, erschien für mich eine mehrjährige Ausbildung unrealistisch.
Ich stieß bei einer Suche im Internet (zu einem ganz anderen Thema) auf eine Reiki-Lehrerin, von der ich die ersten beiden Grade vermittelt bekam. Für mich war die Energiearbeit zwar intensiv und heilsam, das Reiki-System löste jedoch sehr starke Widerstände bei mir aus.
Seit einigen Jahren „schwebte“ immer wieder der Begriff „Bowen“ um mich rum. Nachdem ich zum dritten Mal darauf aufmerksam gemacht wurde und auch schon Behandlungen dazu erleben durfte, entschloss ich mich im März 2021 die „Bowen Technik“-Ausbildung zu machen. Durch „Zufall“ entdeckte ich davor, dass eine Bekannte von mir genau in der gleichen Schule die Ausbildung gemacht hatte und begeistert war. Die verlängerten Wochenenden dort waren weitaus mehr als eine Vermittlung der Bowen-Technik. Sie waren vielmehr zusätzlich eine ganzheitliche innere Arbeit. Die Themen der Ausbildung wurden eingebettet in Meditationen, körperliche Übungen, Gespräche und Austausch und viel Wissen über den Vagusnerv und die Polyvagaltheorie.
Mit der BowenTherapie besitze ich nun den Erfahrungsschatz und das Handwerkszeug Menschen auf sehr sanfte und ganzheitliche Art zu behandeln. Mittlerweile durfte ich mehr als zwanzig Menschen behandeln und bin fasziniert und den Wirkungen, die sich sowohl auf körperlicher als auch auf psychischer Ebene eingestellt haben.
Los geht die Reise
Den trüben und kalten deutschen Winter 2022 verbrachten wir bereits zum Teil auf der sonnig-heißen Insel Sansibar und genossen die Ferne und das Leben. Es zeigte sich, dass es durchaus möglich ist, online weit weg vom Büro zu arbeiten.
Schulfrei leben kam für uns aufgrund der familiären Situation und der einfachen Tatsache, dass es in Deutschland die Schulgebäudeanwesenheitspflicht“ gibt, nicht in Betracht. Zudem haben wir auch in Deutschland noch nicht „den Ort“ an dem wir gerne Leben wollen, gefunden. Reiselustig sind wir ohnehin und so fuhren wir uns, nachdem wir im Sommer 2022 zunächst Ungarn und Rumänien erkundeten, im Oktober 2022 direkt nach dem Abschluss meiner BowenTherapie-Ausbildung zunächst einmal Richtung Italien los…
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